Ultramarsch - Ein Erfahrungsbericht: Kilometer 20 - 40 eines 100+ Kilometer Marsch

Nach ca. 3,5 Stunden solltest Du den ersten Versorgungspunkt erreicht haben. Du warst überwältigt von der Vielfalt des Angebots und hast hier mehr Zeit verbracht, als du eigentlich wolltest.

Du fühlst Dich wohl unter den Gleichgesinnten und würdest gerne noch etwas bleiben. Auf der anderen Seite bist du zügig gewandert. Du hast viele eingeholt, die vor dir losliefen. Nun treffen sie nach und nach ebenfalls ein. Vielleicht geht es dir ja wie uns und du willst es nicht nur schaffen, sondern auch noch unter den vorgegebenen Stunden. Unser Ziel waren 18 Stunden für 100km.

Also los, auf zur nächsten Etappe.

Du checkst deine Ausrüstung, die Zeit und ja, auch immer wieder die Anzahl der schon zurückgelegten Schritte (das machst du eigentlich permanent). Vor dem ersten 100km Lauf fragten wir uns wie viele es denn wohl werden würden. Du kannst, je nach Körpergröße, von 130.000 bis 150.000 ausgehen. Wow, das heißt du hast noch ganz schön etwas vor dir. Automatisch steigerst du das Tempo ein wenig.

Wir hatten zu viel gegessen, eine Art Apfelkuchen lag uns schwer im Magen. Egal, etwas trinken und die Landschaft genießen. Nun ging es endlich raus aus der Stadt, zwar immer noch über eine asphaltierte Straße, aber immerhin umgeben von Wäldern und Feldern. Keine Autos, nur hin und wieder ein Fahrrad.

Zu diesem Zeitpunkt stimmt tatsächlich alles. Du bist gerade mal „warm-gelaufen“, hast keine Schmerzen und genießt jeden Augenblick in der Gruppe oder an der Seite deiner Partnerin, bzw. deines Partners.

Du stellst fest, dass du die Stadt, in der du seit Jahren lebst, eigentlich gar nicht kennst. Die Landschaft wird immer schöner. Du wanderst über einen Steg durch ein Sumpfgebiet. Es ist fast wie im Dschungel. Langsam senkt sich die Sonne, doch für ein bis zwei Stunden bleibt es sicherlich noch hell. Du bist einst mit der Landschaft und überglücklich dich für das Richtige entschieden zu haben, nämlich zu wandern.

Dein Durchschnitts-Tempo liegt weiterhin gut oberhalb der 6km/h (6,3 -6,5) und du näherst dich zügig dem 2. Versorgungspunkt.

Es dämmert und nach und nach versinkt die Sonne am Horizont. Du erreichst den zweiten Versorgungspunkt und triffst auf einige bekannte Gesichter. Wieder bist du überwältigt von der großen Auswahl. Die Stimmung ist großartig und dennoch pflegen immer mehr Läufer Ihre Füße.

Vielleicht hast auch du nun schon die ein paar Blasen. Hier kommen die Blasenpflaster zum Einsatz. Bitte pack genügende ein – falls du sie nicht brauchst, kannst du andere damit glücklich machen und hee, wir Läufer sollten zusammenhalten.

Spätestens jetzt solltest du einmal die Socken wechseln. Deine Füße schwitzen in den Schuhen und Feuchtigkeit ist nicht gut. Ich empfehle doppelwandige Kompressionssocken (oder Strümpfe), da reibt der Stoff aneinander und nicht die Haut am Stoff (sie sind aber dennoch keine Garantie zur Blasenvermeidung). Also kurz trockenlegen und die Wunden versorgen.

Die meisten Veranstalter empfehlen ein Taschenmesser mitzunehmen – das erscheint mir zu brachial. Eine Kanüle aus der Apotheke eignet sich definitiv besser und ein bisschen Desinfektionsmittel schadet ebenfalls nicht.

So langsam merkst du den Marsch auch in den Beinen und Knochen. 40 Kilometer sind kein Pappenstiel und nun bist du auch schon über 8 Stunden unterwegs zzgl. der Zeit die evtl. mit den Öffentlichen zum Start gebraucht hast.

Alles andere wie gehabt – einmal auf die Toilette, Wasserblase auffüllen und weiter geht´s….