Ultramarsch Know - How von unseren Teilnehmer

Helmut Eickermann

Ein Interview mit Helmut Eickermann

Helmut, du bist seit der ersten Stunde bei unseren Veranstaltungen dabei und gehörst sicherlich zum „Urgestein“ der deutschen Marschszene – nur wenige Teilnehmer verfügen über einen so großen Erfahrungsschatz.

Dürfen wir auch dich zunächst einmal nach deinem Alter fragen?

Helmut: 62 Jahre

Wie kamst du zu diesem Sport?

Helmut: Im Prinzip habe ich mein ganzes Leben lang Sport betrieben. Anfangs Bodybuilding als Wettkampfsport, mit Ende 40 habe ich dann an diversen Ultraläufen teilgenommen und seit 2019 mit Ultramärschen begonnen. Hintergrund dafür war, dass die Belastungen für den passiven Bewegungsapparat nicht so hoch sind wie bei Läufen… und man ja bekanntlich nicht jünger wird.

Eine interessante Entwicklung, vom Kraftsport zu Langstreckenwanderungen. Wie viele Märsche hast du bereits gefinisht?

Helmut: Da ich nur Märsche ab Marathondistanz zähle, sind es aktuell 56.

Das erklärt sicherlich den Spitznamen „Häuptling“. 😉 Bei dieser Menge von Märschen schließt sich zwangsläufig die Frage nach den nicht beendeten Veranstaltungen an – musstest du denn auch schon einmal abrechen?

Helmut: Nein, bis heute kein DNF … toi, toi toi.

Glückwunsch hierzu gehört sicherlich eine gute Vorbereitung. Trainierst Du auch außerhalb der Marschsaison?

Helmut: Ja, i. d. R. einmal in der Woche zwischen 15 und 50 Kilometer, abhängig von der Wettkampfdistanz die es zu bewältigen gilt.

Das bedeutet sicherlich einen großen Zeitaufwand. Wird bei dir immer nur gewandert oder gehört auch Lauftraining dazu?

Helmut: Ja, i. d. R. zweimal in der Woche zwischen 10 und 15 Kilometer. Das Lauftraining dient zur Verbesserung der allgemeinen Kondition, Verbesserung der VO2max, usw.. Das Marschtraining dient „nur“ dazu den Körper an stundenlanges Marschieren zu gewöhnen.

Das du auch läufst und Krafttraining betreibst hast du uns ja bereits erklärt. Wie sieht denn dein Trainingsplan aus?

Helmut: I. d. R. dreimal wöchentlich ein Krafttraining. In den Sommermonaten (Marschsaison) ein Ganzkörpertraining, in den Wintermonaten ein Split-Programm. Für mich die wichtigsten Einheiten, nicht nur auf das Marschieren bezogen, sondern für die allgemeine Fitness; gem. dem Motto: Kraft ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Kraft.

Also ein Sportler durch und durch. Lass uns doch einmal über dein technisches Equipment während der Märsche sprechen. Womit navigierst du?

Helmut: Mit der Fenix 6x bzw. mit Garmin Oregon. Die Auswertung erfolgt über Garmin Connect.

Wie sieht es mit der Stromversorgung aus?

Helmut: Kommt darauf an, was geladen werden muss. Das Garmin Oregon und die Stirnlampe arbeiten über Batterie. Im Training nutze ich Akkus. Die Fenix 6x und ggf. das Handy werden über eine Powerbank geladen. Meine besitzt 36.000 mAh.

Nach der Technik interessiert uns natürlich auch deine Packliste. Wir würden hier zwischen Winter und Sommer unterscheiden. Was würdest du im Sommer einpacken?

Helmut: Ein Paar Socken, ein Unterhemd und ein Shirt zum Wechseln und eine Regenjacke. Ferner Blasenpflaster, Tape, Powerbank und ggf. Stirnlampe, Handschuhe (nachts). Gesamtgewicht ca. 5 Kilogramm.

Und im Winter?

Helmut: Wie im Sommer, nur die Wäsche ist langärmlig und zusätzlich eine Fleecejacke oder –pulli und eine Mütze. Gesamtgewicht ca. 6 Kilogramm.

Hierfür erfordert es keinen allzu großen Rucksack. Welchen nutzt du?

Helmut: Ich benutze einen Salomon 15 XT, 15 Liter Inhalt und 2-Liter-Trinkblase.

Damit hat sich die Fragen nach Trinkblase oder Flaschen auch erledigt. Wie sieht es mit der Bekleidung aus?

Helmut: Im Sommer: Leichte Unterwäsche, Hose, ggf. kurz, T-Shirt, ggf. Ärmlinge. Im Winter: Unterwäsche etwas wärmer, lange Hose, langarmige Shirts und Fleecejacke bzw.-pulli.

Und die Schuhe? Bevorzugst du Wanderschuhe oder Turnschuhe?

Helmut: Für (Wettkampf-) Märsche ausschließlich (Ultra-) Laufschuhe. Weil diese genau für diese Belastungen ausgelegt sind. Bei Mehrtagestouren und/oder private Wanderungen klassische Wanderschuhe.

Dürfen wir nach der Marke und dem Model fragen?

Helmut: Natürlich, HOKA-Bondi oder HOKA-Clifton.

Interessant, damit sollten wir das Thema der Ausrüstung erschöpfend geklärt haben. Nur ein letzter Punkt interessiert sicherlich auch die Einsteiger. Sind Blasen ein Thema für Dich? Falls ja, was tust Du dagegen.

Helmut: Eher selten aber falls ja: aufstechen, Blasenpflaster oder Tape drauf. Fertig.

Kommen wir einmal zum Marsch selbst und deinem Verhalten auf der Strecke. Wie teilst du dir die Strecke in Bezug auf die Geschwindigkeit ein?

Helmut: Gleichbleibend wäre toll, tatsächlich bin ich anfangs schneller und werde dann irgendwann langsamer.

Wie motivierst Du Dich?

Helmut: Kann ich nicht beantworten. Ich möchte die Strecke schaffen, da bedarf es kein Tschakka oder sonstiger Mantras.

Machst Du Pausen außerhalb der VP´s? Falls ja, wie lange und wie oft?

Helmut: Nein.

Helmut Eickermann

In diesem Fall verbringst du wahrscheinlich mehr Zeit an den VP´s - wie sieht es hier aus?

Helmut: Unterschiedlich. Meistens ca. fünf Minuten. Nach etwa 50 Kilometer eine etwas längere Pause von ca. 10-15 Minuten, nach ca. 80 Kilometern 15-20 Minuten.

D.h. genug Zeit um die Trinkblase aufzufüllen und etwas zu essen - immer vorausgesetzt es kommt nicht zu Staus an den VP´s. Isst Du an den VP´s oder eher auf der Strecke?

Helmut: Ja, ich esse an den VP´s. Ggf. unterwegs einen Protein-Riegel, wenn ich merke das etwas Energie fehlt.

Dankeschön, für viele Einsteiger ist die Dunkelheit immer ein Thema. Wie ist es für Dich durch die Nacht zu laufen?

Helmut: Langweilig aber ansonsten keine Probleme.

Welchen Untergrund bevorzugst Du?

Helmut: Waldwege und Trails.

Also eher Natur! Wie würde denn deine Traumstrecke aussehen?

Helmut: Ca. 50-80 Kilometer, Start morgens. Die optimale Strecke führt über schmale Wald- und Wiesenwege (Trails), die Strecke verläuft bergauf und bergab, nicht flach. Gerne in den Bergen.

Das klingt als haben wir auch bei dir mit der 60 Kilometer Runde in Dresden den Nagel auf den Kopf getroffen. ;-)

Als letztes Thema würden wir gerne mit dir über die Verpflegung sprechen. Was würdest Du Dir an den einzelnen VP´s wünschen – stelle einen „Menüplan für VP1-VP4 auf inkl. Getränke.

Helmut: Milch mit Kakao, Cola und Wasser, Brot mit Schmalz oder Frischkäse, Obstsalat. Das war es schon und das an allen VP´s … perfekt.

Wow, klingt recht bescheiden - Kakao haben wir bisher übrigens noch nicht gehört. ;-)

Das war es auch schon, was wir von dir wissen wollten.

Halt, eine Sache haben wir da noch. Kannst Du das Gefühl beschreiben, wie es ist über die Ziellinie zu laufen?

Helmut: Nein, unbeschreiblich! ;-)

Hast du noch einen letzten Tipp für unsere Ultras?

Helmut: Beschäftige Dich mit Trainingslehre, insbesondere schau Dir Ultraläufer an. Die wissen was sie tun. Sinnloses Kilometerfressen ist nicht zwangsläufig zielführend. Aber das ist ein großes Thema.

Danke Helmut, wir freuen uns dich auf einem unserer Märsche wiederzusehen!