Ultramarsch Know - How von unseren Teilnehmer

Andreas Sietz

Ein Interview mit Andreas Sietz

Andreas, gemeinsam mit Meik führst du unsere Teilnehmerfelder meist an, wobei du dich eher auf den hdp+ (half distance plus) Strecken zuhause fühlst.

Dein Schnitt auf den 75km in Berlin lag bei 6,8km/h. Die Finisherzeit entsprechend bei 11:01 Stunden.

Wir freuen uns, dass auch du dich unseren Fragen stellst.

Beginnen wir also erst einmal mit deinem Alter.

Andreas: Ich bin 54 Jahre

Du warst bereits auf mehreren unserer Veranstaltungen und bist quasi seit der ersten Stunde dabei. Wie kamst du zu diesem Sport?

Andreas: Ich habe früher an Laufveranstaltungen teilgenommen und brauchte etwas Abwechslung!

Du bist also aus dem Lager der Läufer zum Hiking gewechselt. Klar, dass du hier auch etwas schneller unterwegs bist.

Wie sieht es denn mit deiner Erfahrung aus - wie viele Märsche hast du bereits gefinisht?

Andreas: ca. 40

Bei dieser Anzahl musstet du doch bestimmt auch schon einmal abbrechen, oder?

Andreas: Ja, beim Ultramarsch 2021 auf Rügen musste ich bei ca. 100 km (VP4) aufgeben. An dem Tag hat mein Magen einfach nicht mitgespielt.

Das tut uns natürlich leid, aber die nächste Chance kommt bestimmt. Hast du zuvor schon einmal einen 120km Marsch gefinisht?

Andreas: Nein, 100 KM war meine bislang längste Strecke. Diese Distanz habe ich bisher viermal absolviert!

Neben den Hunderten kommen sicherlich noch etliche kürzere Märsche hinzu. Trainierst du hierfür überhaupt noch?

Andreas: So richtig trainiert für Marschveranstaltungen habe ich noch nicht. Alle zwei Wochen gibt es am Wochenende eine Wanderung von ca. 20 KM. Dahinter steckt aber kein durchdachtes Konzept. Im Alltag lasse ich keine Treppe aus und gehe viele Wege zu Fuß.

Das du früher viel gelaufen bist wissen wir ja bereits – gehört denn auch heute noch Lauftraining zu deinem Alltag?

Andreas: Ja, ein bis zweimal in der Woche eine Runde von ca. 7 KM!

D.h. laufen ist also auch weiterhin ein Thema. Betreibst du auch noch andere Sportarten?

Andreas: Ja, aktuell fahre ich regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit (12km).

Danke, so wie wir es sehen bist du rundum fit - doch neben der körperlichen Fitness gehört ja auch noch die technische Unterstützung zum Marsch.

Welche App nutzt du auf der Strecke?

Andreas: Komoot

In Verbindung mit welcher Hardware?

Andreas: Ich navigiere mit meiner Sportuhr (Fenix 6x pro). Sollte das nicht reichen, hilft mir das Handy.

Wenn wir etwas von Handys lesen, haben wir immer leere Akkus vor Augen. Nutzt du eine Powerbank und wenn ja, welche Leistung hat sie? Schließlich fungiert dein Handy nur als Backup.

Andreas: Meine Powerbank hat eine Leistung von 10.000 mAh. Gebraucht habe ich diese Unterstützung bisher noch nicht!

Na, das wundert uns nicht, schließlich bist du ja recht zügig unterwegs. 😉

Lass uns nun doch einmal über dein Gepäck sprechen. Beginnen wir zunächst mit dem Rucksack. Welches Modell nutzt du?

Andreas: Für lange Märsche (100 km) den Deuter Speed Lite 26. Bei Märschen bis 70 km nehme ich meinen Daypack von Under Urmour (wasserdicht)

Was favorisierst du: Trinkblase oder Flaschen?

Andreas: Bei längeren Märschen benutze ich die Trinkblase (2L). Bei kürzeren Wanderungen reichen mir auch zwei Getränkeflaschen von jeweils 0,75 l

Gerne würden wir einmal einen Blick auf deine Packliste werfen.

Andreas: Im Sommer sieht es so aus: Powerbank, Handy, Regenjacke, evtl. Sonnen- und Mückencreme, Ersatz T-Shirt, Bauchtasche, Verpflegung / Gewicht: ca. 4 Kg.

Im Winter etwas anders: Powerbank, Handy, Regenjacke, Bauchtasche, Mütze, Handschuhe, Fleecepullover, Ersatz T-Shirt / Gewicht: ca. 5 kg

Nimmst du auch zusätzliche Verpflegung mit auf deine Märsche?

Andreas: Ja, Fruchtquetschies (Hipp), Salami, Energyriegel, Käse (Babybel), Magnesium

Danke, nun würde uns noch interessieren was du während eines Events anziehst. Vielleicht unterscheidest du dabei nach Sommer und Winter?

Andreas: Im Sommer eine Zipp-off Wanderhose, Sport T-Shirt, Sportsocken (Wright Socks), Sportcap, Wanderschuhe, Sofshelljacke, Sportuhr.

Im Winter ebenfalls eine Zipp-off Wanderhose, Sport T-Shirt, Sportsocken (Wright Socks), Wanderschuhe, langärmlige Unterwäsche, Softshelljacke, Fleecepullover, Sportuhr

Nun fehlt nur noch ein Hinweis zu deinen Schuhen – wie sieht es denn hier aus?

Andreas: Kompakte Laufschuhe mit extra Einlagen! Zum einen haben die ein geringeres Gewicht, zum anderen trage ich die schon ein Leben lang. Mit Wanderstiefeln habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.

Den Tipp mit den Einlagen finde wir sehr gut. Gerade wenn man mit Blasen zu kämpfen hat, kann der Besuch bei einem Orthopäden helfen.

Magst du uns auch den Hersteller und das Model deiner Schuhe verraten?

Andreas: Hoka One One Bondi 7

Hast du mit Blasen an den Füssen zu kämpfen?

Andreas: Vor dem Marsch reibe ich meine Füße nochmal mit Hirschtalg ein. Von größeren Blasen bin ich bisher verschont geblieben.

Wir sind sicher, dass sich hieran nach 40 Märschen wohl auch nichts mehr ändern wird.

Kommen wir einmal zu deinem Verhalten auf der Strecke. Wie teilst du dir dein Tempo ein?

Andreas: In der Regel versuche ich schon recht zügig loszulegen. Wie sich das dann entwickelt ist oft von der Tagesform abhängig.

Wie motivierst du dich während des Marsches?

Andreas: Anders als beim Laufen ist die Gemeinschaft beim Wandern viel herzlicher und fröhlicher. Eine große Motivation brauche ich daher nicht. Ich freue mich auf jede Veranstaltung und weiß aus Erfahrung, dass auf einer Wanderung alles passieren kann.

Uns fiel schon einige Male auf, dass bei dir nicht die Zeit, sondern das Genießen im Vordergrund steht und dennoch bist du immer einer der Schnellsten. Also schnell sein - aber nicht um jedem Preis.

Machst du auf der Strecke Pausen außerhalb der Vp´s?

Andreas: Pausen mache ich während einer Wanderung in der Regel nicht.

Fenix 6 pro

Wieviel Zeit verbringst du denn durchschnittlich an den Versorgungspunkten?

Andreas: In der Regel verbringe ich an den VPs ca. 5 bis 10. Minuten.

Bei 5-10 Minuten hast du sicherlich genug Zeit an den VP´s zu essen?

Andreas: Meistens nehme ich mir etwas Obst oder Kuchen mit und esse ihn dann auf der Strecke.

Wie ist es für dich durch die Nacht zu laufen?

Andreas: Nachts zu wandern empfinde ich grundsätzlich als sehr entspannend.

Ist aber häufig auch abhängig vom Wetter und der Region.

Man lernt sich selbst ganz anders kennen.

Mit wilden Tieren hatte ich bisher zum Glück noch keine schlechten Erfahrungen.

Welchen Untergrund bevorzugst du?

Andreas: Ich bevorzuge keinen bestimmten Untergrund. Strand- oder Heidesand gehören allerdings nicht zu meinen Favoriten.

Hmm, dann dürfen wir ja gespannt sein, ob wir dich auch in der Lüneburger Heide begrüßen dürfen. Die Höhenmeter im Schwarzwald konnten dich ja nicht abhalten. 😉

Was bevorzugst du? Flaches Land, Treppen, Berge?

Andreas: Am liebsten eine gesunde Mischung aus verschieden Komponenten.

Da ich aus Hamburg komme, sind Berge und Treppen natürlich ein großer Anreiz.

…und wie genau sollte deine Traumstrecke aussehen?

Andreas: Meine Lieblingsstrecke ist tatsächlich der Ultramarsch in Dresden.

Der bietet alles, was das Wanderherz begehrt.

Viele Höhenmeter, Treppen in allen Variationen und wunderschöne Landschaften.

Danke für das Kompliment - auch wir haben uns in diese Gegend verliebt!

Zum Thema Verpflegung: Was würdest du dir an den einzelnen VP´s wünschen?

Andreas: Hier meine Wunschliste.

VP1: Wasser, Apfelsaft, Äpfel, Bananen, Wassermelonen, Milchreis, Käsesticks

VP2: Wasser, Apfelsaft, Cola, Bananen, Wassermelonen, Kuchen, Apfelkuchen, Nudelsalat

VP3: Wasser, Apfelsaft, Cola, Kaffee, Bananen, Erdnüsse, Salami, Kartoffelsalat, Käsesticks

VP4: Wasser, Apfelsaft, Cola, Kaffee, Bananen, Erdnüsse, Salami, Salzstangen, Nudelsalat

Andreas Sietz

Kannst du das Gefühl beschreiben, wie es ist über die Ziellinie zu laufen?

Andreas: Wenn man das geschafft hat, ist man richtig kaputt und doch so verdammt stolz es geschafft zu haben.

Danke für deine Zeit – hast du noch einen letzten Tipp für unsere Neueinsteiger?

Andreas: Wenn man das erste Mal einen Marsch macht, sollte man einkalkulieren, dass nicht immer alles wie am Schnürchen läuft.

Bei meinem ersten Marsch habe ich Muskeln kennengelernt, von deren Existenz ich bis dahin keine Ahnung hatte.

Wenn man immer am Ball bleibt, erkennt man schnell, dass der Körper unfassbar anpassungsfähig ist.

Lasst euch nicht abschrecken von kleineren Niederlagen.

Die Wandergemeinschaft ist es wert, dass man über seine Grenzen geht!

Andreas, wir danke dir für deine Zeit und die ehrlichen Antworten. Natürlich freuen wir uns bereits auf das Wiedersehen im Schwarzwald! 😉